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Wie Parteien unwählbar werden
Tatort Brandenburg. In diesem Bundesland drohen
Grundstücksbesitzern (sogenannten „Altanschließern“) in
diesem Jahr Rechnungen von 2 Euro pro Quadratmeter. Die Rechnungen werden vom
Märkischen Abwasser- und Wasserzweckverband (MAWV) kommen. Der kann die
Rechnungen verschicken, weil das der Brandenburger Landtag so beschlossen hat.
Dort haben SPD und DIE LINKE die Mehrheit. Beide Parteien isolieren sich ohne
Not von einem Teil ihrer Wähler.
Wie der Verbandsvorsteher von MAWV mitteilt, haben sich
die meisten kommunalen Zweckverbände „für die Regelung einer Verjährung bei den
Landtagsabgeordneten eingesetzt. Gleichwohl hat sich das Parlament in
Brandenburg von den Gerichtsurteilen leiten lassen und mit der Veränderung des
Kommunalabgabengesetzes eine andere Entscheidung getroffen. Diese zwingt die
Zweckverbände bei der Beitragserhebung nach dem Gleichheitsgrundsatz zu
verfahren, also auch von den Altanschließern Beiträge
abzufordern.“
Der Vorsteher lässt gleichzeitig verlauten, dass der MAWV
„keineswegs“ dringend Geld brauche; denn dessen „wirtschaftliche Lage“ sei
stabil.
Wenn der MAWV seit seiner Gründung über 80 Millionen Euro
in die Sanierung der Wasserwerke und knapp 250 Millionen Euro in den
Abwasserbereich für Kanäle, Pumpstationen und Zwischenspeicher gesteckt hat;
dann hat das eindeutig seiner Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit
gedient, denn die Zahl seiner Kunden hat sich erhöht und der Umfang seiner
Dienstleistungen (Abwasser!). Dass solch wirtschaftlich erfolgreichen
Unternehmen Gerichte beispringen und Urteile fällen, in diesem Falle mit der
Begründung, dass „alle bevorteilten Bürger in gleicher Weise an den
Finanzierungen der nach 1990 entstandenen wasserwirtschaftlichen Anlagen“
beteiligt werden sollen, ist in diesem kapitalistischen Land nicht
verwunderlich. Befremdend allerdings ist, dass SPD und LINKE ohne Not
mitmachen.
Solch bürgerfeindliche Abzocke ist ja auch schon beim
Straßenbau deutscher Brauch. Wer weiß, was sich regierende Parteien noch alles
einfallen lassen werden. Warum zum Beispiel nicht für das inflationäre Drucken
von Geld Ablass erheben? Der Phantasie deutscher Politiker sind keine Grenzen
gesetzt. Aber wählen kann man sie leider nicht mehr.
Brandenburg, 22. Januar 2011