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Schäuble als Finanzminister?

 

Der niederländische Journalist Rob Savelberg hat bei der Bundespressekonferenz mit einer Frage an Angela Merkel ausgesprochen, was auch Deutsche bewegt. Er wollte wissen, wieso die Kanzlerin ausgerechnet Wolfgang Schäuble, der mal "100.000 Mark in seiner Schublade" vergessen habe, das Finanzministerium überlassen könne. Seehofer (CSU) und Westerwelle (FDP) lachten demonstrativ, die Kanzlerin (CDU) bekannte sich zu ihrer Entscheidung.  

„Morgenpost Online“ befragte Herrn Savelberg zu seinen Beweggründen. Wir zitieren:

 

Morgenpost Online: Ist die CDU-Spendenaffäre nicht längst Geschichte?

Savelberg: Nein, das ist sie nicht. Der künftige Finanzminister ist für den Haushalt von 82 Millionen Deutschen verantwortlich. In der Spendenaffäre konnte er sich, dazu im deutschen Bundestag befragt, nicht direkt erinnern, von Karlheinz Schreiber eine Spende von 100.000 Mark erhalten zu haben. Er ist demnach nicht verlässlich. Schäuble ist keine saubere Person.

Morgenpost Online: Die Affäre liegt zehn Jahre zurück, Schäuble trat damals als CDU-Vorsitzender und Unionsfraktionschef zurück. Er hat damals die Verantwortung genommen. Reicht Ihnen das nicht?

Savelberg: Nein. Er hat vor dem Bundestag ein zweites Treffen mit Karlheinz Schreiber und die Geldübergabe wissentlich verschwiegen. Er hat das Volk bewusst falsch informiert.

Morgenpost Online: Angela Merkel hat deutlich gemacht, dass sie Wolfgang Schäuble vertraue. Diese Antwort war erwartbar, oder?

Savelberg: Ja, natürlich. Ich habe mit dieser Reaktion gerechnet. Trotzdem war es interessant zu sehen, wie Sie die Frage aufnimmt. In der Spendenaffäre hat Merkel Mut bewiesen, jetzt hat ihr dieser Mut gefehlt. Ihr fehlte die Tapferkeit.

Morgenpost Online: Wären Sie in den Niederlanden mit einem Politiker wie Schäuble anders verfahren?

Savelberg: Ja, eigentlich schon. Denn ich glaube nicht, dass jemand wie Schäuble nach der Spendenaffäre noch einmal in den Niederlanden in den Politikbetrieb zurückgekehrt wäre. Er hätte höchstens einen Posten in der Wirtschaft bekommen können. Die Deutschen sind immer so prinzipientreu. Nur im Fall Schäuble nicht.

 

 

 

Berlin, 26. Oktober 2009