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Phraseur wird Bundespräsident

 

Mecklenburg-Vorpommern ist bei TV-Spaßvögeln wie Harald Schmidt und deren Westpublikum ein beliebtes Spott-Objekt. Was kann dort schon gedeihen in diesem deutschen Ödland?! Jetzt freilich werden sich die Herrschaften umorientieren müssen. Auf diesem ehemaligen DDR-Territorium und nicht zuletzt durch das DDR-Bildungssystem sind den Wessis nämlich zwei Staatsträger erwachsen, wie sie sie selbst nicht zustande gebracht haben. Man mag es drehen und wenden, wie man will: Welch Armutszeugnis für die Alt-BRD! Dies vorab und durchaus mit Häme.

Vor allem indessen muss konstatiert werden, dass im Zusammenhang mit der Kandidaten-Findung aller Welt deutlicher denn je wurde, wie nachhaltig noch immer antikommunistische Verblendung die BRD regiert. Kanzlerin Merkel holte die Linkspartei nicht mit ins bundesdeutsche Boot, schmiedete a priori eine Allianz gegen sie. Dass ihr dies auf die Füße fiel, ahnte sie nicht. Just ihr Koalitionspartner stellte ihr ein Bein. Wie auch immer, inzwischen ist klar: Die deutschen Regierungsparteien haben nun gemeinsam mit SPD und Grünen den Freiheits-Phraseur „number one“ als Kandidat fürs Bundespräsidentenamt gekürt, den angeblich beim Volk höchst beliebten Sprücheklopfer. Was da auf die Deutschen zukommt, sei mit einem Gauck-Zitat angedeutet: „Warum gehen wir oft in die nicht-demokratische Welt hinaus und tun so, als hätte unsere demokratische Welt ‚Nicht-Werte‘, fühlen uns stattdessen betroffen von dem, was die Potentaten dort über uns behaupten: Wir seien Imperialisten, wir wollten ihnen unsere westlichen Werte überstülpen?“  

Aber aufgemerkt: Laut online-ntv vom 20.2.2012 gegen 12 Uhr stimmen 28 Prozent von 35480 abstimmenden Bürgern gegen Gauck. Das muss Gründe haben. Sie liegen auf der Hand.

Als Merkel noch gegen Gauck votierte, mag sie sich an die DDR-Zeit erinnert haben, als  sie nach Moskau  zum Studium ging, die Söhne des Herrn Gauck aber in Westdeutschland studieren durften. Der Herr war privilegiert und wusste, wie man sein Mäntelchen in den Wind hängt. Das hat er erfolgreich weiter praktiziert, zunächst als Groß-Inquisitor in Sachen DDR-Staatssicherheit und schließlich als Demokratie- und Freiheitsprediger.  Wenn der Mann auch nur einen Satz sagt, trieft die Scheinheiligkeit aus allen Knopflöchern. Es wird spannend, wie die zwar zutiefst bürgerlichen, aber relativ aufmüpfigen und durchaus selbstbewussten deutschen Medien mit diesem Herrn umgehen werden…

 

 

Berlin, 20. Februar 2012