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Schizophrene Demokratie

 

Schon kurz nach launiger Eröffnung des 16.Deutschen Bundestages als harmonisches Spiel des deutschen Parlamentarismus mit breitem Lachen des scheidenden Kanzlers brach der Zauber zusammen wie eine morsche Theaterkulisse. Und hervor schaute eine schäbige Pseudo-Demokratie.

Laut neuerlichem und aktuellem Beschluss steht jeder Bundestagsfraktion ein Bundestagsvizepräsident zu und demzufolge auch das Vorschlagsrecht, aber eine Bundestagsmehrheit kann in geheimer Wahl verhindern, dass der Kandidat oder die Kandidatin einer Partei sein Amt wirklich antritt. Geschehen im Falle Lothar Bisky, dem Kandidaten der Linkspartei.PDS, dem die Mehrheit aus CDU/CSU und SPD die Zustimmung dreimal verweigerte.

Die Debatte im Parlament und in der Öffentlichkeit geht nun aber nicht etwa darum, die offenkundig schizophrene Geschäftsordnung endlich und schnell zu demokratisieren, sondern darum, dass die Linkspartei gefälligst einen anderen Kandidaten anbietet. Bei Frau Illner im ZDF nennt Frau Schavan (CDU) die Standhaftigkeit von Lothar Bisky gar eine „Drohung“ ans Parlament, und Herr Söder (CSU) rät Bisky, zu verzichten. Scheinheilig schwafeln die Herrschenden von Demokratie und geheimer Meinungsäußerung, in Wahrheit demonstrieren sie - hinter vorgehaltener Hand hämisch grinsend - ein fieses politisches Komplott gegen die Linkspartei, welche Machenschaft die angeblich „demokratische“ Bundestagsgeschäftsordnung erlaubt und die Herr Lammert (CDU), der neue Bundestagspräsident, freundlich schmunzelnd absegnet.

So ist denn schon am ersten Tage dieses 16. Deutschen Bundestages für alle Bundesbürger und insbesondere für die Linkspartei überdeutlich geworden, wo der Klassenkampf-Hammer hängt. Ein Hammer, der zusammen mit der Zuchtrute „Stasi-“ und „SED-Vergangenheit“ in geradezu mittelalterlicher Besessenheit auch künftig immer dann geschwungen werden wird, wenn den politischen Erfüllungsgehilfen von Ackermann und Esser bis Kohl und Schäuble die ganze Richtung nicht passt. „Wabernde Wut“ hat sie erfasst, wie Recht hat doch Oskar Lafontaine. 

 

 

 

 

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