www.holzhauge.de
Bartsch war nicht lauter
Die ganze Wahrheit wird nicht an den Tag kommen. Aber an Details lässt
sich ziemlich schlüssig rekonstruieren, dass Dietmar Bartsch als Bundesgeschäftsführer
der LINKEN ein gestörtes Verhältnis zu Lafontaine hatte. Aus welchen Gründen
auch immer. Einer könnte gewesen sein, dass er selbst gern Vorsitzender gewesen
wäre. Aber das ist böse Spekulation.
Leider raue Wahrheit hingegen ist, dass Bartsch die Zukunftsplanung
seines Chefs vor Monaten mal eben in aller Öffentlichkeit vorab disponierte,
indem er der Presse erzählte, Lafontaine wolle neben dem Parteijob nicht länger
noch Fraktionsvorsitzender neben Gysi bleiben. Das Amt des Bundesgeschäftsführers
hätte damals ein anderes Verhalten erfordert.
Bartschs Verhalten war auch nicht lauter, als er giftig erklärte: "Die
Linke wird nicht POL werden - die Partei Oskar Lafontaines." Oder als er
kundgab: "Lafontaine hört auf mich null." Als sich Lafontaine gegen
den EU-Beitritt der Türkei aussprach, posaunte Bartsch: "Meine Haltung
dazu ist eine andere." Auch Lafontaines Verhältnis zum Osten wurde von
Bartsch zensiert: "Ich glaube, dass
er sein Gefühl für die PDS nicht überschätzen darf."
Noch wenige Tage vor Gysis grundsätzlicher Schelte vor der Partei und in
aller Öffentlichkeit hatte Vorsitzender Bisky erklärt: „So geht das nicht!“
Offenbar hatte er damit nicht nur die Kritiker Bartschs gemeint, sondern gezielt
eben den Bundesgeschäftsführer. Ja, so geht das wirklich nicht! Ein
Bundesgeschäftsführer muss den Vorsitzenden in der Öffentlichkeit abschirmen,
muss ihn unterstützen, so heftig er ihn intern kritisieren mag. Da hat sich
Bartsch klar daneben benommen. Das hat mit Verantwortung für die Partei wenig,
ja eigentlich gar nichts zu tun. Es ist zu hoffen, dass er das einsieht.
Berlin, 15. Januar 2010